Empfehlungen für den Einbau von Schilfpflanzen in Retentionsbodenfilter
1. Pflanzendisposition
Für die Bepflanzung der Retentionsbodenfilter sollen Pflanzen verwendet
werden, die über mindestens über eine Vegetationsperiode, d.h. rund
8-9 Monate angezogen wurden. Bei der Verwendung von Schilf-Vegetationsmatten
dauert die Anzucht noch länger, da in die Matten ebenfalls vorgezogene
Pflanzen eingesetzt werden und diese zusätzlich noch über einige
Monate in die Matten einwurzeln müssen. Die Produktion der Vegetation
dauert demnach mindestens eine volle Vegetationsperiode, so dass bei Lieferengpässen
nicht innerhalb weniger Tage Neuware zur Verfügung steht. Aus diesem
Grund empfehlen wir die Pflanzendisposition beim Bau von Retentionsbodenfiltern
möglichst frühzeitig vorzunehmen. Als Hersteller
bekommen wir häufig Anfragen für kurzfristige Lieferungen von Vegetationsmaterialien,
die im Pflanzschema oder in den Maßen von unseren Standardprodukten
abweichen.
Selbstverständlich ist auf Wunsch eine Sonderanzucht von ingenieurbiologischen
Produkten möglich, dies erfordert aber einen entsprechenden zeitlichen
Vorlauf. Dies gilt auch für das Pflanzmaterial für Retentionsbodenfilter.
Gerade in großen Anlagen werden sehr hohe Stückzahlen an Einzelpflanzen
oder entsprechende Mengen an Schilf-Vegetationsmatten benötigt, was bei
kurzfristiger Bestellung dazu führen kann, dass Material aus unterschiedlichen
Anzuchtchargen ausgeliefert werden muss, da sich zwar in der Regel ausreichende
Mengen in der Anzucht befinden, diese aber nicht immer aus dem gleichen Pflanzzeitraum
stammen. Dies kann daher zu Qualitätsunterschieden der dann kurzfristig
auszuliefernden Produkte und entsprechenden Problemen bei der Bauabnahme führen,
da rein optisch kein einheitliches Bild des Pflanzenbestandes erzeugt werden
kann. Bei frühzeitiger Disposition der Vegetation werden diese Probleme
vermieden, da dann auftragsgebunden Vegetationsprodukte aus einem Anzuchtzeitraum
vorbereitet und reserviert werden, so dass eine einheitliche Qualität
der Pflanzen bei Auslieferung gewährleistet ist. Dies ist um so einfacher,
als dass bei Retentionsbodenfiltern kein Aufmaß für die Fläche
mehr genommen werden muss, so dass der Pflanzenbedarf bis ins Detail feststeht.
Zusätzlich ist durch eine frühzeitige Bestellung eine verbindliche
Preisbindung der Pflanzen gesichert.
Auf Grund der derzeitigen Förderrichtlinien einiger Bundesländer
ist kurzfristig eine deutlich gestiegene Nachfrage nach Schilfpflanzen zu
verzeichnen. Dies kann immer wieder zu kurzfristigen Lieferengpässen
führen, da die ausschreibenden Stellen in der Regel keinen Kontakt zu
den Pflanzenherstellern aufnehmen und vor Veröffentlichung der Ausschreibung
den ungefähren Bedarf an Pflanzen oder Vegetationssystemen ankündigen.
Dies ist insbesondere bei sehr großen Bodenfilteranlagen bei der Materialdisposition
zu berücksichtigen.
2. Vorbereitende Arbeiten
Vor der Bepflanzung und Fertigstellung eines Retentionsbodenfilters sollten
einige vorbereitende Arbeiten unbedingt abgeschlossen sein, um sicherzustellen,
dass die Pflanzenetablierung problemlos verläuft.
Vor der Bepflanzung des Retentionsbodenfilters ist es in jedem Fall dringend
zu empfehlen, einen Dichtigkeitstest jedes Beckens nach dem Einbau des Kies-/Sandkörpers
vorzunehmen.
Wir möchten auf diesen Punkt ausdrücklich hinweisen, da schon in
verschiedenen Bauvorhaben zwar ein Anstau des Beckens vor Bepflanzung erfolgte,
dieser Anstau aber nicht über mehrere Tage eingehalten und kontrolliert
wurde. Nach der Fertigstellung der gesamten Anlage erwies sich das Filterbecken
als undicht mit entsprechenden Folgekosten, da das Becken vollständig
ausgeräumt, neu gedichtet und wieder hergestellt werden musste.
Ebenso muss die Wasserversorgung für die Vegetation sichergestellt sein,
d.h. Anschlüsse für Stadtwasser oder ein Zulauf aus vorgeklärtem
und für den Anstau zur Etablierung der Pflanzen geeignetes Wasser muss
zur Verfügung stehen.
Der Zulauf muss eine Kapazität aufweisen, die sicherstellt, dass auch
bei hohen Temperaturen und entsprechend hohen Verdunstungsraten der Einstau
im Becken aufrecht erhalten werden kann.
Für die eigentliche Bepflanzung muss der Voranstau auf ein Niveau von
ca. 50 cm unterhalb der Filteroberkante abgelassen werden. Dies sollte ca.
2 Tage vor der Bepflanzung geschehen, damit die Filteroberfläche gefahrlos
betreten werden kann. Ein weiteres Ablassen des Wasserspiegels sollte unterbleiben,
damit nach Abschluss der Bepflanzung ein Anstau bis ca. 5-10 cm über
Filteroberkante wieder zügig erreicht wird.
Die Bodenfilteranlage sollte durch einen intakten Zaun vor unbefugtem Zutritt
geschützt werden. Zum einen wird so verhindert, das die Pflanzen vertreten,
herausgerissen oder anderweitig geschädigt werden, zum anderen ist damit
auch der Sicherungspflicht genüge getan, denn ein Betreten des überstauten
Bodenfilters ist lebensgefährlich.
Verlegung durch BGService von Saatmatten an einem Bodenfilter |
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Verlegung von Röhrichtmatten an einem Bodenfilter |
3. Einbau der Vegetation
Die Bepflanzung von Retentionsbodenfiltern ist der sensible Punkt beim Bau
dieser klärtechnischen Anlagen. Daher sollte die Bepflanzung von fachkundigen
Mitarbeitern erfolgen, die eine entsprechende Erfahrung im Handling mit dem
„lebenden Baustoff“ Schilf haben und die die notwendige Sorgfalt
bei der Ausführung der Arbeiten einhalten. Vielfach werden die Schilfpflanzen
direkt von den Herstellern eingepflanzt, dies ist auch im Hinblick auf die
dann eindeutige Verantwortung im Hinblick auf die Gewährleistung für
die Vegetation zu empfehlen.
Die
vielfach vorgegebene Bedingung, dass Retentionsbodenfilterbecken innerhalb
eines Tages zu bepflanzen sind, soll ein Austrocknen der Vegetation
verhindern. Dies ist sicherlich bei warmen und trockenen und/oder sehr windigen
Witterungsbedingungen sinnvoll, hier kann aber über den Einsatz von
mobilen Beregnern gegengesteuert werden, so dass bei entsprechendem Vorgehen
die Bepflanzung innerhalb von 3-4 aufeinander folgenden Tagen vorgenommen
werden kann, ohne das die Pflanzen Schaden nehmen. Bei kühleren und feuchten
Witterungsbedingungen ist eine rasche Bepflanzung
ebenfalls anzuraten, jedoch ist auch hier die unterbrechungsfreie Bepflanzung
innerhalb von 3-4 Tagen ausreichend und hat keinen Einfluss auf die weitere
Pflanzenentwicklung. Schilf toleriert kurzzeitiges Trockenfallen ohne nachhaltige
Schädigungen. Die Anlieferung der Pflanzen muss zeitlich so koordiniert
werden, dass keine unnötigen Zwischenlagerungen auf der Baustelle erforderlich
sind. Für eine eventuelle Oberflächenbewässerung der bereits
eingebauten Vegetation während einer mehrtägigen Einbauphase muss
bauseitig ein geeigneter Wasseranschluss zur Verfügung stehen. Die Schilfbepflanzung muss eine komplette Vegetationsperiode im Daueranstau (5 bis 10 cm über Oberkante des Substrates) gehalten werden. In dieser Zeit ist auf eine ausreichende Nährstoffversorgung mittels geeignetem Dünger zu achten, wobei eine Überdüngung ebenfalls vermieden werden muss. Für die Bewässerung/Anstau ist nur geeignetes, d.h. gefiltertes Wasser zu verwenden, um eine Kolmationsgefahr durch verschmutztes Wasser zu vermeiden.
Bei Beckengrößen über 1500 m² Fläche ist auf Grund
der zahlreichen notwendigen Arbeitskräfte und der erforderlichen Logistik
der Pflanzendisposition eine Bepflanzung der Becken an einem Tag nur unter
erschwerten Bedingungen möglich. Durch die notwendige hohe Frequenz der
Begehung durch die Arbeitskräfte steigt zudem die Gefahr der Bodenverdichtung
im Becken. Daher sollte bei großen Anlage eher mit einem unterbrechungsfreien
mehrtägigen Einbau und je nach Witterung mit entsprechender temporärer
Beregnung geplant und gebaut werden.
Eine kontinuierliche Wasserversorgung ist auch insbesondere nach die Etablierung der Schilfpflanzen unumgänglich, da durchschnittlich 800-1000l Wasser/m² und Vegetationsperiode an Wasser durch Transpiration entweicht.
Nachdem § 8A des Bundesnaturschutzgesetzes wird Schilf als Kompensationsmaßnahme bei entsprechenden technischen Bauten und Eingriffen als positiv beurteilt.
Bepflanzung eines Retentionsbodenfilters mit Schilf-Vegetationsmatten (Typ SVM 10):
Auslegen
des Bodenfilters mit den vorkultivierten Schilfmatten |
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Überstauung des Filterbeckens nach Bepflanzung |
Zustand nach der Etablierungsphase und vor Inbetriebnahme (ca. 1 Jahr
nach Bepflanzung) |
Verschiedene Ansichten und Vegetationszustände:
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