Schilf
1. Was ist Schilf?
Schilf (Phragmites australis, bzw. alte Bezeichnung P. communis) kommt natürlicherweise
in und an stehenden und fließenden Gewässern, seltener auf Äckern,
Wiesen und Wäldern vor. Die Pflanze bevorzugt nährstoffreiche, nicht
zu kühle und nasse Schlammböden. In gemäßigten Klimaten
wird Schilf 3 – 4 m hoch und bildet meterweit kriechende Ausläufer,
flutende Ausläufer werden sogar bis zu 10 m lang. Die Wurzeln können
eine Tiefe von bis zu 3,5 m erreichen. Durch die starke Verholzung der Pflanze
im Laufe der Vegetationsperiode verrotteten die abgestorbenen Pflanzenteile
nur sehr langsam, Schilf gehört damit zu den Torfbildnern.
Schilf findet vielfach Verwendung u.a. als Baustoff, zur Zellulosegewinnung
und als Mundstück von Musikinstrumenten.
Etablierter Schilfbestand nach ca. einer Vegetationsperiode |
2. Warum Schilf?
Für den dauerhaften Betrieb von Retentionsbodenfiltern muss der Filterkörper
flächig bepflanzt werden, um der Gefahr einer Kolmation des Filterbeckens
entgegenzuwirken. Gleichzeitig muss die erhöhte Erosionsgefahr neu angelegter
Retentionsbodenfilter gleich nach der Fertigstellung des Beckens gemindert
werden, auch hierfür bietet sich der Einbau einer flächigen Vegetation
auf dem Filter an.
Empfohlen wird eine Bepflanzung aus Schilf (MUNLV NRW, 2003), da diese Pflanzenart
in mehrfacher Weise die Kolmationsgefahr eindämmt, gleichzeitig wird
durch die hohe Blattmasse die Erosion der Filteroberfläche deutlich gemindert.
Schilf ist eine Pflanze mit breiter ökologischer Varianz, kann daher
auch bei unterschiedlichsten Bedingungen wachsen. So toleriert Schilf verschiedenste
Bodensorten ebenso wie pHWerte zwischen 4,8 bis 8,2 und ist brackwassergeeignet.
Schilf ist jedoch kein typischer Bewuchs für ein Sandsubstrat und muss
daher in einem Retentionsbodenfilter künstlich etabliert werden. Dazu
ist eine Mindestfeuchte und eine Grundversorgung mit Nährstoffen sicherzustellen,
damit die Pflanzung stabil bleibt. Konkurrenzarten werden in einem etablierten
Schilfbestand durch den schnellen und hohen Wuchs auf Grund des damit einher
gehenden schlechten Lichtklimas unterdrückt. Die Blattmasse bildet zudem
eine dichte Streuschicht, die zusätzlich das Lichtklima für andere
Arten verschlechtert. Diese Streuschicht verrottet nur langsam (hoher Verkieselungsgrad
der Blätter und Stängel) und bildet damit einen grobmaschigen zusätzlichen
Filter mit sehr großer Oberfläche oberhalb des eigentlichen Filterkörpers,
der die Wasserpassage jedoch nicht behindert. Auf diesem „Grobfilter“
können sich erhebliche Mengen an Sedimenten ablagern, die ansonsten zu
einer Kolmation der Filteroberfläche führen könnten. Schilf
ist dabei auch tolerant gegenüber Sedimentablagerungen auf der vitalen
Blattmasse, so dass diese Sedimentablagerungen nicht zu einer Beeinträchtigung
der Vegetation führen.
Durch den Stängel der bei Schilf luftführend ist, aber auch durch die Blattoberfläche, wird zwischen 5-12g Sauerstoff pro m² und Tag in den Substratkörper durch jede Schilfpflanze eingetragen. Durch diesen Sauerstoffeintrag wird der mikrobielle Abbau organischer Substanzen gefördert.
Durch den Eintrag von Sauerstoff werden die an den Wurzeln in großen Mengen vorhandenen Bakterien, welche organische Substanzen abbauen, mit Sauerstoff gefördert, um diesen Abbau zu unterstützen.
Die abgestorbene Biomasse, also die Blätter und die Stängel der Schilfpflanzen dürfen aus dem Bodenfilter nicht entfernt werden, da sie auch in diesem abgestorbenen Zustand noch einen wichtigen Dienst für den Bodenfilter, aber auch für die Bakterien und die Schilfpflanzen selbst, erfüllen. So wird auch im Winter noch eine Temperatur von ca. + 5° Celsius unter der abgestorbenen Biomasse erreicht. Auch wird durch diese abgestorbenen Halm- und Blattreste ein Tiefenfilter auf natürliche Art und Weise hergestellt, der das Substrat schützt und eine Art „Vorfiltration“ für den eigentlichen Filterkörper darstellt und somit ein gutes Instrument zur Verhinderung der Kolmation ist.
Diese Eigenschaften des Schilfes bieten für die Funktion, die die Vegetation
auf einem Retentionsbodenfilter übernimmt, eine sehr gute Grundlage,
so dass andere Arten derzeit nichtempfohlen werden. Allerdings sei an dieser
Stelle auch auf die Gefahr bei Monokulturen hingewiesen, dass es zu einem
Ausfall des gesamten Bestandes kommen kann, wenn die einzig verwendete Art
von Schädlingen befallen wird oder deren physiologische Ansprüche nicht oder nur unzureichend erfüllt werden.
BGS Ingenieurbiologie und -ökologie
GmbH ~ Dorfstraße 120 ~ 25499 Tangstedt ~ Tel.: +49 - (0)4101-48 00
88 ~ Fax: +49 - (0)4101-48 00 91
www.bestmann-green-systems.de
~ bgs@bestmann-green-systems.de